Sonntag, 23. Juni 2013

Südamerika Reise Mai/Juni 2013

Im Mai/Juni war ich unterwegs in Südamerika, hier eine detaillierte Reisebeschreibung...

6. Mai
Es geht los! Neue Bücher und Filme auf dem iPad, ein grosser Koffer, gespannt auf den nächsten Monat. Die Reise Berlin - Paris - Buenos Aires verläuft ohne Probleme.

7. Mai
Ankunft in Buenos Aires, ein wunderschöner sonniger Herbsttag. Die Einwohner beschweren sich über die Kälte: es ist 21 Grad "kalt"!
Ich darf während dieser Tage im Stadtteil Recoleta bei einer Dame wohnen, die ich schon seit einigen Jahren kenne. Eine Argentinierin ungarischer Herkunft, von Beruf Ärztin (Spezialistin in Leukämie), Kunstliebhaberin. Sie wird in diesem November 80 Jahre alt, sprüht nur so vor Energie und widmet sich vor allem ihrem Museum. Die ganze Wohnung gleicht einem Museum für moderne Kunst: Installationen, Masken, Bilder, Skulpturen, Fotografien.... Jetzt ist sie leider gerade auf Reisen, trotzdem darf ich in der Wohnung bleiben und mich auf ihrem Flügel austoben! Die gute Seele des Hauses, Gladys, verwöhnt mich mit ihren Brownies und anderen Spezialitäten und erzählt mir allerlei interessantes aus ihrem Leben - sie weiss alles...
So vergeht der erste Tag mit üben, lesen (Ralf Isau's Jahrhundertkind-Tetralogie hat mich gepackt) und organisieren der nächsten Tage.

8. Mai
Ich probiere in der Residenz des Schweizer Botschafters den Flügel aus für das morgige Konzert. Die Residenz liegt an einem wunderschönen Ort in einem alten Residenzen-Viertel, wo es von Sicherheits-Häuschen und ausländischen Flaggen wimmelt.
Danach fahre ich mit dem Bus zum Radio Nacional ins Zentrum der Stadt. Dort erzähle ich in der französischen und der deutschen Sendung, was ich gerade mache, warum ich hier bin, etc. Das deutsche Interview könnt ihr euch hier anhören.
Von Magdalena, Rayen und Carlos werde ich immer wie eine alte Freundin begrüsst - ich freue mich schon auf das nächste Wiedersehen!

9. Mai
Das erste Konzert der Reise! Ein Rezital in der Residenz des Schweizer Botschafters Johannes Matyassy. Ich spiele Prokofiev und Mussorgsky für die knapp hundert geladenen Gäste. Ein wunderschöner Abend und ein gelungener musikalischer Anfang dieser Reise.

10. Mai
Am späten Vormittag werde ich abgeholt: Die Fahrt geht nach Tigre, eine an Buenos Aires angrenzende Stadt am Flussdelta. Im Museo de la Reconquista halte ich einen Vortrag/Workshop über Mussorgsky's Bilder einer Ausstellung. Eingeladen sind alle, die hier Klavierstunden haben. Dies sind ca. 60 Personen, von 6 bis 60 Jahren. Die Klavierstunden sind für die Schüler gratis, sie werden von der Gemeinde finanziert. Natürlich haben die meisten Schüler kein Klavier zuhause und auch im Museum gibt es nur diesen einen uralten Flügel...
Im Workshop erzähle ich zuerst die Geschichte des Werkes und gebe dann verschiedene Aufgaben:

  1. Ich gebe eine Beschreibung jedes einzelnen Bildes, jedoch in der falschen Reihenfolge: Sie müssen beim Zuhören den Bildern den richtigen Titel geben. 
  2. Das Thema "Promenade" erscheint immer wieder: Wie viel mal? In welchem Charakter? Warum?
Danach spiele ich das ganze Werk. Anschliessend besprechen wir die "Auflösung". Und schliesslich spielen einige der Schüler vor und ich gebe ihnen Tips....
Mittendrin kommen auch die wichtigen Politiker der Gemeinde vorbei - Fotosession für die Zeitung!
Hier könnt ihr den Artikel lesen (auf spanisch).
Die anwesende Professorin ist begeistert und möchte, dass ich das nächste Mal doch bitte länger da sein möchte und mehrere Tage unterrichten könnte - wir bleiben in Kontakt!



Nach Tee trinken und Kuchen futtern mit den Autoritäten (wir sitzen draussen und werden von der Sonne gewärmt und von den Mücken gepiesackt) bringt mich ein Taxi wieder nach Buenos Aires zurück.

11. Mai
Ein bisschen üben genügt - den Rest des Tages verbringe ich mit Pablo, einem Argentinier, der lange in der Schweiz gelebt hat. Wir flanieren in Caminito durch die Gassen und fahren mit dem Bus durch die Stadt.... Ab jetzt gibt es bis am Ende der Reise keinen freien Tag mehr...


12. Mai
Die Reise geht nach Posadas. Dort werde ich von meiner Managerin/Agentin dieser Konzertreise, Fr. Dr. Gioia Weber abgeholt und ins Hotel gebracht. Dieses liegt gleich neben dem "centro del conocimiento", wo das Konzert stattfinden wird. Wir besprechen noch ein paar Details, danach gehe ich ins Bett.

13. Mai
Ich unterrichte den ganzen Tag an der "Escuela Superior de Musica". Dazwischen übe ich für mich selbst. Ich werde mit offenen Armen empfangen und offene Ohren hören mir zu - es ist lustig, mit "profesora" angesprochen zu werden. Die Schüler sind Studenten, teilweise auch schon selber Klavierlehrer, Alter 15-35. Ich merke, wie mir das Unterrichten unglaublichen Spass macht, vor allem, wenn die Schüler gut reagieren und plötzlich am Ende der Stunde ganz anders spielen als am Anfang...


14. Mai
Erste Probe mit Orchester: Schumann's Klavierkonzert. Die Orchestermitglieder und der Dirigent freuen sich auf das Zusammenspiel - ich sowieso! Es gibt noch viel zu tun, aber wir haben auch noch vier Tage Zeit... Am Abend und während der Probe ist ein Team des Lokal-Fernsehen da - daraus entsteht der Promotion-Trailer für das Konzert, den ihr euch hier ansehen könnt.

15. Mai
Wieder unterrichten, diesmal nur vormittags, denn am Abend wiederhole ich hier den Workshop über "Bilder einer Ausstellung": Alle Studenten und Professoren der Schule sind eingeladen, der Saal ist so gut wie voll. "Wann kommen Sie wieder?" ist die Frage, die ich nach dem Auftritt am meisten höre. Gerne, bald!







16. Mai
Die zweite Probe läuft schon viel besser! Die meisten Orchestermitglieder sind noch sehr jung, hier wurde Schumann's Klavierkonzert noch nie gespielt und auch für den Dirigenten ist es das erste Mal, dass er dieses Werk dirigiert - das hat aber zum Vorteil, dass alle unglaublich voller Enthusiasmus mitmachen.
Am Abend sind der Dirigent und ich beim Lokal-Fernsehen zu einer Talkshow eingeladen - "TV-hogar" heisst diese (das bedeutet soviel wie TV-Zuhause) und wird von Mutter und Tochter moderiert. Beide sind operiert, wo es nur geht und auch sonst etwas gewöhnungsbedürftig blond und komisch angezogen, aber eigentlich trotzdem sehr sympathisch. Während der Sendung gibt es Modeschau, es wird gegen Grippe und Hepatitis B geimpft und es werden Sofagespräche gehalten - unter anderem eben mit uns. Im Hintergrund leuchtet eine aufgemalte Skyline mit grossem Mond. Aber das wichtigste ist, dass man auf das Konzert aufmerksam gemacht wird und das gelingt uns mit diesem Auftritt...





17. Mai
Dritte Probe: Alle sind so gut wie bereit für morgen! Am Nachmittag übe ich (auch für die nächsten Konzerte).

18. Mai
Generalprobe am Morgen und Konzert am Abend. Voller Saal, gespanntes Publikum, alle Stellen, die wir geprobt haben, laufen wie am Schnürchen und auch sonst ein durch und durch erfolgreicher Abend. Das Konzert wird life auf einem Lokalsender übertragen (was man mir erst nachher sagt...) und davon gibt es auch die ersten Minuten hier auf youtube, wenn auch in nicht besonders guter Ton- und Bildqualität... In der ersten Reihe sassen drei kleine Mädchen, die ununterbrochen schwatzten und sich bewegten - ich wäre sehr froh gewesen um Scheuklappen für Pferde!
Beim Abendessen mit dem Dirigenten Emilio Rocholl werden bereits Pläne für die nächste Reise geschmiedet: Mozart? Schostakovich? Mal sehen! Den Orchestermitgliedern musste ich versprechen, beim nächsten Mal länger zu bleiben und nach dem Konzert feiern zu gehen...




19. Mai
Nach einer sehr kurzen Nacht sind Gioia und ich bereits um 7:00 unterwegs im Auto nach Asuncion. Zum Glück ist es Sonntag, wir überqueren die Grenze (=3 km lange Brücke des Parana-Fluss) ohne Probleme und ich stehe zum ersten Mal auf Paraguayischem Boden! Wir sehen riesige Rinderherden in einer wunderschönen, etwas hügeligen Landschaft. Früher war hier alles bewaldet...


Am Nachmittag kommen wir in Asuncion an, ich werde im Hotel "Chaco" untergebracht, einem sehr alten Hotel im Zentrum der Stadt. Danach gehe ich zum Cabildo (öffentliches Gebäude der Stadtverwaltung, ursprünglich aus der Kolonialzeit), wo ich üben kann und wo auch die Proben der nächsten Tage stattfinden werden. Gleich daneben ist eine grosse Siedlung von sehr armen Leuten, deshalb rät man mir, nicht allzu spät ins Hotel zurück zu kehren... Die Stadt ist am Sonntag wie ausgestorben, ich bin froh, heil ins "chaco" zurückzukommen..... Den Abend verbringen Gioia und ich bei ihren Freunden Luis und Gloria. Ich werde mit quesadillas verwöhnt und merke wieder einmal, dass Gastfreundschaft in diesen Breitengraden das ein und alles ist....

20. Mai
Erste Probe von Liszt's 2. Klavierkonzert mit dem orquesta del congreso unter der Leitung von Diego Sanchez Haase. Das macht richtig Spass! Dieses Konzert habe ich noch nie gespielt aber ich werde von dem Werk mitgerissen - Liszt ist einfach nur cool!
Am Nachmittag kann ich üben, soviel ich will.... dazwischen flaniere ich auf den Strassen herum und gucke mir die Sachen an, die Indio-Frauen verkaufen. In Paraguay gibt es zwei offizielle Sprachen: Spanisch und Guaraní. Das offizielle Guaraní wird aber (ähnlich wie das Rumantsch in der Schweiz) eigentlich nicht gesprochen, sondern es setzt sich aus verschiedenen Dialekten zusammen. Trotzdem finde ich es vorbildlich, dass es hier zumindest zwei offizielle Sprachen gibt!
Die Frauen, die ihr Kunstwerk auf der Strasse verkaufen, gehören allerdings nicht zu den Guaraní, sondern zu einer anderen Tribu. Wir verständigen uns mit Händen, einigen uns auf den Preis - das Geschenke-kaufen macht Spass!!!! Jedes Mal, wenn ich wieder an der Stelle vorbei gehe in diesen Tagen, winken mir die Frauen zu...

21. Mai
Proben, üben, herumflanieren - mir gefällt es hier!


22. Mai
Hauptprobe - morgen ist schon das Konzert! Am Abend wird der brandneue Steinway D Flügel in den Konzertsaal gebracht und ich darf schon mal darauf spielen.... Dieses Instrument hat das ganze Land in Aufruhr versetzt. Warum soll man ein so teures Instrument anschaffen, wenn man mit dem selben Geld auch ein Mädchen retten kann, das ein neues Herz braucht? Ein Dilemma, das das ganze Land teilt. Jedoch: Auf dem Instrument zu spielen ist eine Freude für jeden Pianisten.
Geld für Gesundheit sollte immer vorhanden sein. Eine Investition wie ein Steinway Flügel ist etwas, was sich für 20 Jahre lohnen wird. Man darf meines Erachtens diese zwei Sachen nicht vergleichen. Gesundheit gehört an erste Stelle einer Regierung, wie auch Bildung. Danach sollte Sport und Kultur gleichgestellt werden. Wenn es um die Renovation von Fussballstadien gegangen wäre (die viel viel teurer sind), dann wäre diese Diskussion sehr wahrscheinlich gar nie aufgebrannt.... Jedenfalls weiss jetzt ganz Paraguay, was ein Steinway Flügel ist....

23. Mai
Konzert! Es läuft richtig gut! Der Saal ist voll und es macht so Spass, mit diesem Orchester und diesem Dirigenten zu musizieren! Und die Welt ist klein: Ein Geiger fragt mich nach dem Auftritt, ob ich evt. Fabian aus Costa Rica kenne: Aber klar doch, der wohnte mit mir im Studentenheim in St. Petersburg!!! Der Abend wird mit Gioia, Luis und Gloria im "cafe de aca", einem wunderhübschen kleinen Kaffee abgerundet. Gloria bekommt meinen Blumenstrauss, denn morgen geht's weiter!



24. Mai
Die Reise geht nach wieder einer kurzen Nacht nach Ciudad del Este, die paraguayische Stadt des Länderdreiecks Argentinien, Paraguay, Brasilien. Hier ganz in der Nähe sind die berühmten Wasserfälle des Iguazu. Aber ich bin auf Konzertreise - die Wasserfälle müssen sich gedulden bis zur nächsten Reise. Ciudad del Este ist eine absolute Kommerz-Stadt, chaotisch, laut, bunt. Hier gibt es keine Theater, kaum kulturelle Veranstaltungen...
Ich darf den Saal ausprobieren, es ist das Auditorium des Rektorates der öffentlichen Universität. Auf der Bühne stehen noch Sofas, Jesus-Plakate (!!) und viel anderer Ramsch. Der Organisator Cesar Arzamendia des Konzertes ist der Dekan der Musikfakultät - er und seine Frau bringen mir Kaffee zur Probe, damit ich den Tag überlebe...
Das Hotel ist ein Sponsor des Konzertes, ein absoluter Luxus in der Nähe des "Bonzen"-Quartiers, weg von all dem Chaos der Stadt.

25. Mai
Nach der Saalprobe am Vormittag fahren wir in die Stadt zur Musikfakultät. Um eine Kreuzung zu überqueren brauchen wir 20 Minuten: Es gibt keine Regeln, keine Ampeln und keine Polizisten, nur Augenkontakt, hupen und frech drauf los fahren.... In der Musikfakultät lerne ich einige Studenten kennen, mit Cesar spiele ich das Ave Maria von Schubert und ausserdem spiele ich ein kleines paraguayisches Stück: "mama che mosé" (= Mama hat mich aus dem Haus geschmissen).



Am Abend ist das Konzert. Ich spiele Martin Wendel's "Fünf Flugblätter", Schumann's Fantasie und Liszt's h-moll-Sonate. Kein leicht verdauliches Programm für ein Publikum, das nicht an klassische Konzerte gewohnt ist, aber der ganze Saal hört mir unglaublich aufmerksam zu. Auch ein kleines Mädchen, die Tochter einer der Angestellten der Universität, ist mucksmäuschen still und umarmt mich am Ende des Konzertes....

Nach dem Konzert kommt auch eine Frau auf mich zu und begrüsst mich auf Schweizerdeutsch - sie wohnt seit dreissig Jahren hier mit ihrem Mann, der eine Milchfabrik betreibt, und hat in all dieser Zeit noch kein klassisches Konzert in der Stadt besucht - weil es keine gibt!
Und Irene, eine Freundin von mir aus Uruguay, die auf der Brasilianischen Seite an der Universität Klavier-Professorin ist, kommt auch  ans Konzert! Sie nimmt mir das Versprechen ab, das nächste Mal zu ihr nach Foz zu kommen und dort bei ihr zu unterrichten... aber klar doch! Da kann ich auch zu den Wasserfällen!

26. Mai
Wir fahren nach Asuncion zurück, sonntags ist zum Glück nicht viel Verkehr... zurück ins Hotel Chaco! Wir machen noch einen Besuch bei Luis und Gloria, Gloria bekommt wieder Blumen!

27. Mai
Heute beginnt meine Arbeit an der Universität. Die UNA (Universidad Nacional de Asuncion) ist die älteste und grösste Universität des Landes mit ca. 40'000 Studenten. Hier gibt es auch eine Musikfakultät, wo ich während den nächsten drei Tagen unterrichten werde.

28. Mai
Unterrichten und üben, das steht heute auf dem Programm. Die Studenten sind zwischen 15 und 25 Jahre alt, einige spielen jeden Tag, andere nur einmal. Wir sprechen über technische Probleme, musikalische Tricks, etc. Für alle bin ich die "Profe", Abkürzung für Profesora.... nach dem Unterricht kann ich selber üben...

29. Mai
Am Morgen gehen Gioia und ich zu ABC, der grössten Zeitung Paraguays für ein Gespräch mit dem Kultur-Chef. Der Artikel erschien einen Tag später hier...
Letzter Unterrichtstag. In diesen drei Tagen sind mir meine Schüler schon ans Herz gewachsen, sie versprechen alle, zum morgigen Konzert zu kommen.







30. Mai
Konzert in der UNA! "La noche rusa" (Die Russische Nacht): Prokofiev, Skrjabin und Mussorgsky.
Am Vormittag wird der Flügel der Musikfakultät zum grossen Auditorium gebracht, danach kann ich proben. Zum Konzert kommen vor allem viele Studenten. So viel Applaus und standing ovations! Und so viele Fotos mit den Studenten! "Bitte kommen Sie wieder!" heisst es... Der Dekan wiederholt die Einladung. Und wieder gibt es einen Blumenstrauss für Gloria...


31. Mai
Umzug in die Schweizer Botschaft: heute ziehe ich aus dem "Chaco" in die Residenz des Schweizer Botschafter, Mr. Alain Henchoz. Ein warmer Empfang. Hier wohnen der Botschafter und seine tolle Frau und dazu ihre zwei riesigen weissen sibirischen Hunde. Ausserdem arbeiten hier vier Wachmänner, ein Chauffeur, ein Gärtner, ein Hausmädchen und eine Köchin...
Am Nachmittag gehen wir mit Gioia ins "museo del barro": hier wird wunderbare alte und neue paraguayische Kunst ausgestellt.














Am Abend wird mir zu Ehren in der Residenz ein Dinner veranstaltet - leckere Schweizer Küche, made in Paraguay. Ein wunderschöner Abend.

1. Juni
Konzert in der Residenz der Schweizer Botschaft: Heute spiele ich die "fünf Flugblätter" von Martin Wendel und die "Bilder einer Ausstellung" von Mussorgsky. Die Gäste kommen aus der ganzen Welt. Der chilenische Botschafter ist stolz auf mich, weil ich wie eine Chilenin spanisch spreche und der russische Botschafter freut sich, dass ich so "russisch" Mussorgsky spiele - ich freue mich mit! Besonders auch über das Gespräch mit dem Dirigenten des Liszt-Konzertes vergangener Woche: Wir reden über Rachmaninov 2014.... Den Abend verbringe ich mit Gloria, Luis und Gioia - es ist mein letzter Abend in Paraguay und ich möchte so schnell wie möglich wieder einmal hierherkommen. Ein Land, das man schnell wahrnimmt und wieder vergisst und das unglaublich reich ist an Herzlichkeit und Offenheit... Hier kann man noch so viel machen! Ich muss wiederkommen!

2. Juni
Um 6:30 sind Gioia und ich am Flughafen: zunächst geht die Reise nach Buenos Aires, dort werden wir vom Schweizer Botschaft schon an der Passkontrolle abgefangen und in seinem tollen Dienstauto zur Residenz gefahren, wo ich in Ruhe üben kann. Danach bringt uns Botschafter J. Matyassy wieder zum Flughafen (bis zum Gate! Was für ein Gentleman!) und wir fliegen weiter nach Montevideo.
Auch dort erwartet man uns: Der Chauffeur des Schweizer Botschafters bringt uns zur dortigen Residenz, wo wir vom Botschafter Didier Pfirter herzlich empfangen werden. Nach einquartieren und einem tollen Nachtessen geht's schleunigst ins Bett.

3. Juni
Letztes Konzert der Tournée: Martin Wendel; Schumann, Liszt im Teatro Solís, DEM Theater der Stadt. Das Konzert ist von der Schweizer Botschaft organisiert, eingeladen sind die Mitglieder des Schweizer Club und das Corp Diplomatique der Stadt - alle sind begeistert, wie man mir beim anschliessenden Cocktail bestätigt. Wir schaffen es auch auf die "Social event"-Seite der Zeitung "El País", wie ihr hier sehen könnt. Besonders gefreut hat mich ein Gespräch mit dem Künstlerischen Leiter des Teatro Solís, der mich gebeten hat, doch bitte das nächste Mal im grossen Saal zu spielen...







4. Juni
Das letzte Konzert ist vorbei, jetzt darf ich ein bisschen Sight-Seeing machen: Montevideo ist eine wunderschöne kleine Weltstadt - nicht umsonst wird Uruguay die "Schweiz Südamerikas" genannt.








Der Abschied fällt uns schwer: Gioia und ich fliegen nach Buenos Aires zurück und ich kehre in die Wohnung in Recoleta zurück, wo meine Reise auch angefangen hat: Fr. Eppinger ist zurück!

5. Juni
Ich muss meine argentinischen Pesos ausgeben, denn aus politischen Gründen kann man hier keine Dollar wechseln. Das heisst, Dollar in Pesos konvertieren darf man aber umgekehrt nur auf dem Schwarzmarkt, wo das doppelte verlangt wird - also investiere ich das Geld lieber in Konzertkleider! Ich gehe zur Modistin, die ich schon lange kenne und sie schneidert mir im Ruck-Zuck ein fabelhaftes neues Kleid - schliesslich stehen noch viele Konzerte bevor!
Ausserdem treffe ich mich zum letzten Mal mit Gioia, wir besprechen unsere Reise und Zusammenarbeit und freuen uns über unseren gemeinsamen Erfolg.... Es ist kein "Adios", sondern ein herzliches "Auf ein baldiges Wiedersehen"!

6. Juni
Und wieder packen, zum Flughafen fahren und nach Berlin zurückfliegen... Diese Reise ist zu Ende, das Nach-Hause-Kommen ist wunderschön nach dieser langen Zeit!
Wir werden sehen, wie lange es dauert, bis mich das Fernweh wieder packt...

Es gibt nichts besseres auf dieser Welt als das Kennenlernen anderer Kulturen, den Austausch von Erfahrungen, das Weitergeben von Wissen, das Aufsaugen von Neuem....
Dass ich das erleben darf.... Danke!!!