Montag, 24. September 2018

"Pause"


Seit gut sechs Monaten bin ich Mama. Bis kurz vor der Entbindung besuchte ich noch Vorlesungen an der Humboldt-Universität, probte mit meiner Geigen-Freundin Klara die Kreuzer-Sonate und begleitete eine argentinische Hornistin für ihre Aufnahmeprüfung. Ich nähte, übte, ging ins Yoga. Plante CD-Aufnahme, Konzertreise.

Und dann kam Paul Alexander am 9.3. auf die Welt. Ein kleines Wunder. Von Anfang an war er das liebste und beste Baby der Welt (natürlich - das eigene ist immer das beste). Und plötzlich drehte sich meine Welt nur noch um ihn. Nach acht Wochen wollte ich wieder mit meinen verschiedenen Jobs beginnen - Jugendclub an der Staatsoper, Klavierstunden geben, üben, an der Diss schreiben. Und ich stellte fest - geht nicht. Und zwar nicht, weil es nicht ging (es ist alles eine Frage der Organisation), sondern weil ich plötzlich nicht wollte. Ich beschloss - nach langen schlaflosen Nächten (Paul schlief, ich nicht) - innezuhalten. Eine "Pause" zu machen.

Mama sein ist ein Vollzeit-Job. Natürlich kann man daneben noch andere Vollzeit-Jobs machen. Oder könnte man. Aber ich will es gerade nicht.
Seit ich beschlossen habe, eine "Pause" einzulegen, fühle ich manchmal, dass ich mich dafür rechtfertigen muss. Vor wem? Der Gesellschaft? Meinen treuen Zuhörern? Ich fühle, dass ich lieber nicht sagen sollte, dass ich gerade nicht in Südamerika rumtoure, weil ich sonst schnell "weg vom Fenster" bin. So ein Quatsch!

Ich liebe das Mama-sein, ich liebe es, meinen Sohn zu stillen, ihn in diese wunderbare Welt einzuführen. Ich liebe es, mit ihm auf seiner Spieldecke zu liegen, mit ihm im Park zu spazieren. Ich liebe es, Klavier zu üben, wenn er zuhört, für ihn zu singen, mit ihm zu brabbeln, gurgeln, lachen...
Diese Zeit kommt nie wieder und ich habe beschlossen, sie zu geniessen. Mit einer Vollzeit-Pause, die ja eigentlich so gar keine Pause ist, denn ganz ehrlich: wann in meinem Leben habe ich weniger geschlafen als jetzt? Anstatt über einen kniffligen Fingersatz denke ich also gerade darüber nach, was es noch für Zahnungshilfen gibt.

Trotz dieser "Pause" bleibe ich natürlich musikalisch fit - ich schreibe an der Diss und ich übe - auch als Vollzeit-Mama finde ich immer wieder ein paar Stunden. Und wenn sich eine Einspring-Möglichkeit ergeben sollte, bin ich bereit, na klar! Alles nur eine Frage der Organisation.
Aber ansonsten mag ich diese Zeit mit Pauli verbringen, ohne schlechtes Gewissen und ohne 1000 To-dos im Hinterkopf.

Deshalb wird die CD-Aufnahme und die Konzertreise verschoben. Auf die Zeit nach der "Pause".
Ach und wisst ihr, wohin die Reise dann im Mai 2019 geht? Nach Chile natürlich, mit Beethovens viertem Klavierkonzert...

2 Kommentare:

  1. BRAvo, ES IST DAS ALLERSCHOENSTE DAS EINE mUTTER HAT!! geniesse ES..DIE zEIT FLIEGT UND DIE kINER WACHSEN SOOO SCHNELL..ZUUUscnell

    Du hast schon gut gemacht..keine Sorgen
    Beso grande
    L

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  2. super, luisa, verstehe ich sehr gut!
    das beste, so eine klare entscheidung zu treffen...und zum muttersein zu stehen! bitte nicht dafür rechtfertigen. pauli wird s dir danken! herzliche gratulation euch! mein sohn calvin ist 2,5.

    hier der klappentext vom etwas kämpferischen buch "muttertier", aber irgendwie hat's was, oder?
    BESCHREIBUNGnach oben
    Eine glückliche Mutter ist heute eine Provokation. Sie ist die selbstverständlich gelebte Weiblichkeit. Sie kann Leben schenken und Leben weitergeben. Birgit Kelle, Journalistin und Bestseller-Autorin, kennt dieses Mutterglück mit vier Kindern nur zu gut. Doch: Darf man einfach "nur" Mutter sein? Wie lässt sich Mutterschaft inmitten einer Feminismus-Bewegung leben, die jahrelang dafür gekämpft hat, Frauen von diesem "Mythos", von ihren Männern und auch von den Kindern zu befreien?

    "Früher legten wir Karrieren auf Eis, um Kinder zu bekommen. Heute sollen wir unsere Eizellen auf Eis legen, um Karriere zu machen und unsere besten Jahre der Firma statt unseren Familien zu schenken", stellt Birgit Kelle fest. "Aber entgegen jedem Mainstream sind wir immer noch da: Beherzte Mütter. Weibliche Frauen. Wir sind die wahre Avantgarde. Ohne uns kein Leben. Wir sind die Muttertiere - wir spielen keine austauschbare Rolle, wir sind nicht dekonstruierbar, wir sind. Gekommen, um zu bleiben. Wir hüten die Brut, wir verteidigen sie wie Löwinnen. Wir geben ihr Wurzeln und Flügel. Wir lieben sie. Es ist nicht rational, es ist. Wir sind Muttertiere bis zum letzten Atemzug. Und das machen wir gut so."

    Birgit Kelle wurde in Siebenbürgen/Rumänien geboren und ist Journalistin, Publizistin und Mutter von vier Kindern. Sie ist Autorin der Bestseller "Dann mach doch die Bluse zu" und "GenderGaga". Kelle schreibt für zahlreiche Print- und Online-Medien, u.a. für den "FOCUS" und "DIE WELT".

    liebe grüsse von deiner gymi klassenkollegin
    reitschi alias rahel studer-werren

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